Testbericht - Blue Ice Cuesta Klettergurt

Pro

  • Sehr leicht
  • Hoher Tragekomfort
  • Durchdachte Materialschlaufen
  • Reduziert aufs wesentliche
  • Einfache Handhabung

Kontra

  • Packsack etwas klein

Die Ausrüstung von BLUE ICE ist für mich ein Sinnbild für Reduktion aufs Wesentliche – kompromisslos funktional, klar im Design und mit einer spürbaren Nähe zur vertikalen Realität. Die Marke entstand 2008 in einer Garage bei Chamonix, geboren aus dem Wunsch, Kletterausrüstung zu entwickeln, die nicht mehr und nicht weniger bietet als das, was man am Fels wirklich braucht.

Mit dem Cuesta hat BLUE ICE einen sportlich-minimalistischen Allround-Klettergurt im Programm – egal ob beim Sportklettern, Trad oder auf langen Mehrseillängenrouten.

 

Technische Details des Blue Ice Cuesta Klettergurts:

  • Materialien: Hochfestes PES, UHMW-Polyethylen, Flugzeugaluminium (Speed-Schnalle), Acetal-Schnallen

  • Normen: CE/EN 12277, UIAA 105

  • Gewicht: 265–320 g je nach Größe (M: 285 g)

  • Design: Anatomisch geformter, laminierter Hüftgurt und elastische Beinschlaufen

  • Verstellbereich (Größe M): Hüfte 74–87 cm | Beine 52–59 cm

  • Beinschlaufen: elastisch mit adaptivem Sitz – kein Nachjustieren nötig

  • Materialschlaufen: 4 Stück – 2 vorne (versteift für leichtes Klippen), 2 hinten (flach für Rucksack-Kompatibilität)

  • Einbindepunkte: verstärkt mit hochfestem Nylon für lange Haltbarkeit

  • Design & Entwicklung: Chamonix-Mont-Blanc

 

Erster Eindruck

Schon beim Auspacken wird klar: Der Cuesta ist kompromisslos aufs Wesentliche reduziert. Im kleinen Packsack verstaut, misst er gerade einmal 25 × 11 × 8 cm – erstaunlich kompakt für einen vollwertigen Klettergurt. In der Hand wirkt er sofort minimalistisch: nur eine Speed-Schnalle am Hüftgurt, keine Verstellmöglichkeiten an den Beinschlaufen. Stattdessen hält ein schmaler, elastischer Verbindungssteg die Beinschlaufen zusammen – simpel, leicht und ohne Spielraum für unnötige Fummelei.

 

Beim ersten Anziehen sitzt der Gurt überraschend nah am Körper. Kein überflüssiges Polster, nichts, was aufträgt – und doch vermittelt er sofort Vertrauen. Das Material ist steif genug, um Stabilität zu geben, gleichzeitig flexibel genug, um die Bewegungen nicht einzuschränken. Man spürt: Hier zählt Funktion vor Komfortpolster.

 

Besonders auffällig sind die Materialschlaufen. Die beiden vorderen sind versteift und lassen Expressen oder Friends sauber ein- und aushängen. Hinten dagegen sind sie bewusst flach gehalten, sodass sie unter einem Rucksack nicht drücken. Dieser kleine, aber entscheidende Unterschied zeigt, dass BLUE ICE genau hingehört hat, was Kletterer in langen Mehrseillängenrouten brauchen.

 

Optisch ist Cuesta der Cuesta in zwei Farben erhältlich, entweder in Pirate Black oder Decadent chocolate. Beide Farben wirken sehr dezent und schlicht, mit kleinen Akzenten. Ich habe ihn in der Variante Pirate Black getestet. 

 

Auffällig sind auch die Einbindepunkte, die mit Nylon verstärkt sind. Sie sind sehr steif und zeigen, dass man beim Cuesta nicht nur reduziert, sondern gezielt verstärkt hat – genau dort, wo es für den Einsatzzweck und für die Langlebigkeit Vorteile bietet.

Im Einsatz

In den ersten Wochen kam der Cuesta leider kaum zum Einsatz – der Juli war verregnet. Für einen ersten Test in der Kletterhalle reichte es aber doch. Schon dort zeigte sich: Der Gurt liegt gut an, die fixen Beinschlaufen sitzen bei mir perfekt – weder zu locker noch zu eng. Nach wenigen Zügen will ich sie gar nicht mehr missen. Der Gurt fällt im besten Sinne nicht auf, was ja das Optimum ist: kein Drücken, kein Verrutschen, fast so, als ob er gar nicht da wäre.

 

In gewissen Positionen merkt man allerdings, dass das Material im Vergleich zu meinen anderen Gurten recht steif ist. Ohne Polsterung kann ich mir vorstellen, dass es an langen Standplätzen nach einer Weile etwas ungemütlich werden könnte. Beim Sturz hingegen macht der Cuesta einen sehr guten Eindruck: Die Kraft wird gleichmäßig verteilt, nichts schneidet ein, das Einfangen fühlt sich stabil und kontrolliert an – genau so, wie man es sich von einem Gurt in dieser Kategorie erwartet.

 

Mangels Kletterwetter habe ich den Cuesta zunächst bei einem Klettersteig ausführen können. Dort hing ich auch einmal länger im Gurt – und selbst nach ausgedehnten Pausen gab es kein Drücken, kein Scheuern. Die minimale Polsterung erweist sich auch hier als völlig ausreichend. 

 

Als dann endlich Sommer und Sonne kamen, durfte der Gurt in die ersten Wände. Besonders bei Hitze spielt er seine Stärken aus: keine Polsterung, die sich vollsaugt, kein überflüssiges Material, das schwitzt. Die Bewegungsfreiheit ist top – ob hohe Tritte oder beim weiten Spreizen, der Cuesta macht alles mit, ohne einzuengen. Beim Abseilen zeigt sich derselbe Eindruck: Man sitzt stabil, der Gurt rutscht nicht, und die Einbindepunkte geben ein sehr sicheres Gefühl.

 

Die Materialschlaufen funktionieren tadellos. Vorne lassen sich Expressen und Karabiner dank der Versteifung wunderbar sauber ein- und aushängen. Hinten hingegen sind sie bewusst weicher gehalten – ein klarer Vorteil beim Tragen mit Rucksack, da nichts drückt. Auch die Position der Schlaufen ist durchdacht: Man kommt intuitiv an alles heran, ohne sich verrenken zu müssen.

 

Wer viel alpines Gelände geht, wird sich außerdem freuen, dass das geringe Gewicht und die schmale Bauweise beim langen Zustieg kaum auffallen. Der Gurt trägt sich auch unter einem Rucksack mit Hüftgurt angenehm – nichts scheuert, nichts stört.

 

Ein kleines Manko: Der Packsack ist für meinen Geschmack an der Öffnung etwas zu knapp bemessen. Gerade mit müden Fingern nach einer langen Tour wäre ein Tick mehr Platz komfortabler. Aber das ist ein Detail – insgesamt überzeugt der Cuesta auch im Praxiseinsatz mit klarer Funktionalität, hoher Bewegungsfreiheit und einer durchdachten Reduktion aufs Wesentliche.

 

Fazit

Der Cuesta von BLUE ICE ist für mich ein echter Allrounder: vom Sport- und Trad-Klettern bis hin zu langen Mehrseillängen oder sogar am Klettersteig macht er stets eine sehr gute Figur. Er ist hochwertig verarbeitet, schnell und unkompliziert einzustellen, verrutscht nicht und verschwindet beim Klettern fast aus dem Bewusstsein – so, wie es bei einem guten Gurt sein sollte. Mit nur 285 g ist er ein echtes Leichtgewicht und mit einem Preis von 95 € zudem ausgesprochen fair.

 

Allen, die auf der Suche nach einem neuen Gurt sind, kann ich den Cuesta uneingeschränkt empfehlen. Für mich persönlich hat er sich dank seines geringen Gewichts und des angenehmen Handlings bereits als neuer Standardgurt etabliert – reduziert aufs Wesentliche, aber in allen Situationen verlässlich.

Vielen Dank an das Team von Outsidestories für die Zurverfügungstellung des Gurts.

 

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