Testbericht - Kahtoola Exospikes

Pro

  • Einfaches Anlegen
  • Guter Halt am Schuh
  • Kleines Packmaß
  • Vielseitig einsetzbar
  • Guter Grip

Kontra

  • Demontage etwas schwergängig

Die Entstehungsgeschichte der Firma Kahtoola liest sich wie ein Erlebnis, welches man niemals erleben möchte. Beim Abstieg von einem Dolomitengipfel kam der Gründer der Firma mit seinen Kletterschuhen ins Rutschen und überlebte diesen Absturz auf einem eisigen Weg nur knapp. Sein geschenktes zweites Leben widmete der Erfinder der Exospikes von nun an der Materialentwicklung, um ähnliche Situationen anderen Bergsteigern ersparen zu können. So entstanden ab dem Jahr 1993 erste Vorgänger der Exospikes welche ich euch heute präsentieren möchte.

Was sind denn Exospikes? Hierbei handelt es sich um kleine Spikes für die Wanderschuhe, welche in verschiedensten Situationen besseren Grip bieten sollen. Zuerst denkt man dabei natürlich an winterliche Bedingungen, dass aber auch andere Einsatzgebiete mit den Exospikes Sinn machen, habe ich im Testzeitraum herausfinden dürfen.


Erster Eindruck

Beim Auspacken fällt sofort das kleine Packmaß der Exospikes auf. Diese kommen mit einem kleinen Beutel, welcher ideal ist, um die dreckigen Spikes im Rucksack zu transportieren und auch vor Beschädigung der restlichen Ausrüstung braucht man sich so keine Gedanken zu machen.

 

Die Spikes von der Firma Kahtoola sind in 5 verschiedenen Größen erhältlich:

 

XS 36 - 38

S  38 - 40

M  40 - 43

L  43 - 45

XL 45 - 48

 

Ich habe die Exospikes in der Größe M getestet. Mit meiner Schuhgröße von M bin ich am oberen Limit der Skala. Außerdem sind sie in zwei verschiedenen Farben erhältlich, einmal Blau sowie auch in Schwarz.

 

Das Gewicht fällt in der Größe M mit 208 g auch überschaulich aus. Das Packmaß beträgt 15 x 8 x 5 cm, 600 cm³.

 

In diesem Segment gibt es vom Hersteller drei verschiedene Varianten. Die Microspikes, Exospikes und die Nanospikes. Während die Microspikes, wirklich wie kleine Steigeisen sind, bieten die Nanospikes nur noch ein minimales Profil. Die Exospikes reihen sich genau in der Mitte ein und sollen somit auch den vielseitigsten Einsatzbereich bieten.

 

Das Material der Exospikes ist TPE also Thermoplastic Elastomer, welches für seine flexiblen Eigenschaften bekannt ist. Die "Spitzen" welche nicht wirklich spitz sind, werden aus Wolfram gefertigt und bieten somit eine sehr gute Haltbarkeit. Diese Elemente haben ein Münzprofil, welches sich als gelungene Variation zu den herkömmlichen Spitzen herausstellen sollte.


 


Im Einsatz

Wer herkömmliche Steigeisen kennt, der weis, dass man den Schuh in die Steigeisen zuerst hineinstellt und anschließend wird mittels Riemen oder Schnellverschluss bei Tourenschuhen der Schuh fest mit den Eisen verbunden. Bei den Exospikes läuft das etwas anderes. Aufgrund des elastischen Materials kommen diese ganz ohne Riemen oder Schnüren aus und halten nur aufgrund der Spannung bzw. Reibung des Materials an den Schuhen. Dadurch gelingt das Anlegen jedoch nicht ganz ohne Krafteinsatz. Das Material muss natürlich gedehnt werden, damit man den Schuh hineinbekommt. Weil meine Schuhgröße mit 43 am oberen Spektrum der Größe M liegt, kann ich mir vorstellen, dass die Exospikes in L leichtgängiger sein werden. Ist jedoch eine reine Vermutung. Generell ist es aber nicht wirklich schwierig, die Spikes anzulegen. Im Gegenteil, dadurch, dass keine Riemen vorhanden sind, ist alles ziemlich selbsterklärend und sollte keine weitere Erklärung notwendig machen. Einmal angelegt, fallen die Exospikes nicht wirklich auf. Weder gibt es einen Druck auf die Schuhe, noch konnte ich einen unangenehmen Druck auf der Sohle feststellen.

 

Also gings los zum ersten Einsatz mit den Exospikes aus dem Hause Kahtoola. In spät winterlichen Bedingungen packte ich die Spikes ein für eine Tour, bei welcher ich wusste, dass der Gipfelaufbau immer sehr stark vereist ist, der Weg bis dorthin meistens im Matsch und auf blanken Fels verläuft. Also das ideale Testgebiet für die Exospikes. Im Aufstieg habe ich die Spikes bei der Schneegrenze angelegt und habe sofort gemerkt, wie angenehm das Gehen mit ihnen war. Kein Wegrutschen mehr. Die Spuren der Wanderer davor zeugten von vielen Ausrutschern auf der eisigen Aufstiegsspur, mir passierte das kein einziges Mal. Erst als ich zu einer Querung kam, habe ich gemerkt, wo die Grenzen der Exospikes sind. Aufgrund der Anordnung der kleinen Wolfram-Spikes bieten diese bei einer Querung in weichem Schnee nicht mehr viel Haftung. Wenn man den Fuß jedoch genau parallel zur Schneeoberfläche aufsetzte, ging es wieder. Der Weg verlief anschließend wieder auf schneefreiem, matschigen und teilweise schottrigen Untergrund mit vielen Wurzeln. Auch hier machten die Exospikes ein sehr gutes Bild. Am Schotter und im Matsch merkte ich einen deutlich besseren Grip als ohne. Obwohl meine Testschuhe bereits eine sehr gute Sohle mit super Grip bieten, konnten die Exospikes noch einmal ein Scheibchen drauflegen. Auch bei nassen Wurzeln gab es kein Problem damit. Denn auch wenn man eine Wurzel nicht mit den Spikes genau erwischt, bietet das TPU-Material kombiniert mit der Sohle der Schuhe eine sehr gute Haftung. Darauf hin folgte eine Felspassage, welche komplett trocken war (Schwierigkeit I). Ich hatte keine Lust dafür die Spikes abzunehmen und sah es als Gelgenheit um die Drytooling Eigenschaften der Exospikes auf Herz und Nieren zu testen. Wer auf blankem Fels mit klassischen Steigeisen bereits unterwegs war, weiß wie sich das anfühlt und mit wie viel Bedacht man seine Schritte wählen muss, um guten Grip zu haben. Bei den Exospikes war das ganz anders. Die 12 kleinen Pins haben sich ideal in kleinen Ritzen und Kanten verhakt und somit wunderbaren Grip garantiert. Dennoch musste man seine Schritte schon mit mehr bedacht setzen, als ich es ohne Exospikes getan hätte. Für solche kurzen Passagen besteht jedoch keine Notwendigkeit, die Spikes abzulegen. Das letzte Stück gings dann über die besagte blanke Eispassage steil zum Gipfel hinauf. Hier wurde ich von anderen Wanderern bereits um meine Exospikes beneidet, welche auf allen Vieren versuchten, ohne auszurutschen hindurchzukommen. Die Spikes finden im blanken Eis perfekten Halt und ich konnte ganz bequem und ohne Problem das letzte Stück meistern.

 

Im Abstieg kam es dann zu einer weiteren Erkenntnis. Die Exospikes verrutschten bei mir keinen Millimeter, wodurch mein Vertrauen in dieses Produkt immer weiter stieg. Also habe ich es bergab einfach einmal laufen lassen. Auf zum Teil felsigen, matschigen oder schneebedeckten Untergrund konnte ich ein Tempo erreichen, welches ich mir im Winter auf diesem Berg nicht hätte träumne lassen. Auch abruptes Abbremsen machte den Spikes nichts aus und sie blieben fix an ihrer Stelle. Somit kann man wirklich sehr präzise Schritte auch bei hohem Tempo setzen, was wirklich sehr viel Spaß macht und das Thema Trail-Running auch im Winter attraktiv macht. Vorallem auch in Gebieten, welche ich dafür ohne Exospikes nicht auserkoren hätte.

 

Ich habe die Exospikes im Abstieg noch lange oben gelassen, solange bis ich wieder die Forststraße erreicht habe. Auch im Waldboden haben die Spikes einen wunderbaren Grip ermöglicht. Gerade bei feuchten Bedingungen war es allemal interessant, wie groß der Unterschied zur Sohle der Wanderschuhe ist. Sobald die Wurzeln jedoch überhandnehmen, ist man ohne dann wieder klar im Vorteil. Insgesamt war ich nach der ersten Tour von den Exospikes beeindruckt. Ursprünglich habe ich mir gedacht, dass diese nur auf Schnee Sinn ergeben. Ich wurde vom Gegenteil überzeugt.

 

Also habe ich die Exospikes bei den folgenden Touren einfach immer mit eingepackt. Auch wenn einige Touren dabei waren, in denen ich die Spikes nie verwendet habe, gab es doch genügend Situationen, in den ich froh war, dass ich sie dabei hatte. So kam es beispielsweise zu einer sehr ausgesetzten Schneefeldquerung. Der Schnee war sehr hart und das Schneefeld sehr steil. Mit den Exospikes hatte ich ein deutlich sichereres Gefühl als ohne. Dennoch musste ich mir noch Fußen austreten (wie wir sagen) einfach nur darüber gehen wäre nicht gegangen. Dafür wären richtige Steigeisen notwendig gewesen.

 

Ein einziges Manko ist mir aber dann doch aufgefallen. Das demontieren der Exospikes hat sich bei meinen Schuhen immer als sehr schwergägnig gezeigt. Es gibt hinten eine Lasche zum Abziehen der Spikes. Wenn diese jedoch voller Matsch sind bekommt man sie aber nicht gut genug zu greifen und dann rutscht es einem zwischen den Fingern durch. Vor allem, wenn die Spikes so bombenfest sitzen wie auf meinen Schuhen. Dem entsprechen haben meine Hände im Anschluss dann auch ausgeschaut. Hier hätte man die Lasche etwas länger machen können.

 

Was es auch noch zu beachten gilt, ist die Größe der Exospikes. Meine Frau hat Schuhgröße 40 und hat bei ihren Meindl Schuhen die Exospikes nicht mehr darüber bekommen. Diese sind natürlich wirklich dick gefüttert, dennoch wäre sie mit der Größe 40 am unteren Ende der Größe M und es hat trotzdem nicht gepasst. Es sollte also beachtet werden, auf welchem Schuh man die Exospikes denn hauptsächlich verwenden möchte.

 

Ich konnte im Testzeitraum keine Abnutzungserscheinungen erkennen. Dennoch sollen die Exospikes vor jeder Verwendung genau auf Risse im Material überprüft werden. Je nach Gebiet und Felsart kann ich mir hier schon einen gewissen Verschleiß am TPU vorstellen. Dies muss aber erst der Langzeittest zeigen.

 


Fazit

Das geringe Packmaß sowie das überschauliche Gewicht machen die Exospikes zu einem lohnenden Ausrüstungsgegenstand, welcher in vielen Situationen einen großen Vorteil bietet. Gerade im Frühjahr oder bei Touren, bei welchen noch mit Altschnee zu rechnen ist, sind die Exospikes definitiv gute Helfer in schwierigen Situationen. Durch die Vielseitigkeit bieten die Exospikes auch einen Nutzen beim Schneeräumen, Eisstockschießen oder sonstigen Aktivitäten auf rutschigem Untergrund. Ich habe die Exospikes im Testzeitraum auf jeden Fall zu schätzen gelernt und werde Sie künftig wh. öfter dabei haben. Für alle, die nach einer Möglichkeit suchen, um bei Wanderungen oder Trailrunning in der Übergangszeit einen besseren Grip zu haben, sind die Exospikes auf jeden Fall eine gute Option und empfehlenswert. Auf dass einem eine ähnliche Situation wie dem Gründer von Kahtoola erspart bleibt.

Vielen Dank an das Team von Outsidestories für die Zurverfügungstellung der Exospikes.

 

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