Testbericht - Vargo Storm Shelter UL 200

Pro

  • Ultraleicht
  • Kleines Packmaß
  • Signalfarbe
  • Solide Verarbeitung
  • Vielseitig

Kontra

  • Luftaustausch zu gering
  • Für 2 Personen zu eng
  • Luftöffnung ohne Fixierungsmöglichkeit
  • Starke Kondenswasserbildung

Ganz ehrlich: Beim ersten Blick auf die Fotos des Vango Storm Shelter UL 200 hatte ich keine Ahnung, was ich mir da gerade anschaue. Ist das ein Zelt mit Gestänge? Oder irgendein improvisierter Biwaksack? Erst ein Video hat mir wirklich gezeigt, wie simpel die Idee ist – und genau das hat mich sofort fasziniert. Ein Biwaksack, in dem man sitzt, zu zweit sogar gegenüber – das ist mal ein ganz anderes Konzept. Nicht nur für den Notfall interessant, sondern auch für spontane Pausen, wenn es draußen ungemütlich wird.

 

Bevor ich auf meine Erfahrungen eingehe, hier die technischen Daten des Vango Storm Shelter UL 200:

  • Kapazität: bis zu 2 Personen, die sich innen gegenübersetzen

  • Abmessungen: ca. 120–130 cm Länge, 100 cm Höhe, 38–40 cm Breite

  • Packmaß: ca. 18 × 12 cm im kompakten Packsack

  • Gewicht: nur etwa 340 g (je nach Version auch bis 440 g)

  • Material: silikonbeschichtetes Polyester (40D oder Protex 70D)

  • Wassersäule: 1.500–3.000 mm, alle Nähte vollgetaped

  • Sichtbarkeit: leuchtendes Orange oder Viper Green, reflektierende Details

  • Belüftung: Netzöffnungen zur Luftzirkulation

  • Sicherheit: flammhemmend, entspricht EN5912

  • Extras: reflektierende Streifen, Boden-Schnürband, Sitzfläche im Inneren leicht gepolstert

  • Temperatur-Effekt: kann die Innentemperatur gegenüber außen um bis zu 10 °C erhöhen

  • Handling: Aufbau in unter 1 Minute – einfach auspacken, überziehen, fertig

Erster Eindruck

Der Vango Storm Shelter UL 200 kommt in einem kompakten Packsack daher, der gleichzeitig Teil der Konstruktion ist: Eine Seite ist als Luftzufuhr mit Mesh versehen. Das Packmaß ist überschaubar – nicht winzig, aber so, dass sich der Shelter im Rucksack noch gut komprimieren lässt. Da geht im Zweifel noch einiges.

 

Schon beim Auspacken fällt die auffällige Farbe ins Auge. Leuchtend Gelb, kombiniert mit reflektierenden Details – genau richtig, wenn man im Notfall gefunden werden soll. Im Inneren ist das Material an den Sitzflächen verstärkt, sodass sich zwei Personen gegenüber Platz nehmen können. Der Boden ist offen, was den Einstieg unkompliziert macht: Auch alleine kann man sich schnell und ohne Gefummel hineinschieben. Die Konstruktion kommt ohne Reißverschluss aus. 

 

Bei meinem ersten Test im Wohnzimmer – zusammen mit beiden Kindern – zeigte sich sofort, wie das Konzept funktioniert. Kaum drinnen, wird es spürbar wärmer, die Luft bleibt durch die Mesh-Öffnung trotzdem angenehm - zumindest am Anfang. Der Shelter ist erstaunlich simpel, gleichzeitig aber durchdacht. Verarbeitung und Nähte wirken solide, kein billiges „Einmal-und-wegwerfen“-Produkt, wie man es bei Notfallausrüstung leider oft sieht. Stattdessen macht er den Eindruck, auch über längere Zeiträume und viele Einsätze hinweg zuverlässig zu funktionieren.

 

Im Einsatz

Mein erster Praxistest mit dem Vango Storm Shelter UL 200 fand an einem verregneten, klaten, windigen Tag statt. Genau die Bedingungen, für die er gedacht ist. Ich suchte mir, während einer längeren Wanderung, eine exponierte, zugige Stelle, stellte die Luftöffnung bewusst in den Wind – und siehe da: Der Shelter blies sich von selbst auf. Innen war es erstaunlich angenehm, und durch das Gegenlehnen meines Rucksacks bekam die Konstruktion zusätzlich Stabilität.

 

Trotzdem merkte ich nach einer Weile die Grenzen: Am Rücken prasselte der Regen unaufhörlich nieder, die Feuchtigkeit stieg langsam ins Gewebe und es wurde kühl. Vor allem aber baute sich mit der Zeit immer mehr Kondenswasser auf. Nach rund 30 Minuten war die Innenseite vom Atem vollständig beschlagen, und die Luftfeuchtigkeit lag deutlich über dem Wohlfühlbereich. Da ich bereits nass und verschwitzt hineingekrochen war, verstärkte sich das Gefühl zusätzlich. Am Ende war ich fast froh, wieder hinauszukommen.

 

Beim zweiten Einsatz, wieder bei Regen, aber diesmal ohne vorherige Anstrengung, war es schon deutlich besser. Nur: Ohne Wind hing die Luftzufuhröffnung schlaff herunter, die Belüftung war schwach. Hier würde ich mir eine kleine Schlaufe wünschen, um die Öffnung fixieren oder stabilisieren zu können – sei es, um sie auszurichten oder auch eine Lampe hineinzuhängen. Denn auch hier galt: Ohne regelmäßiges Lüften von unten wird es schnell stickig.

 

Getestet mit zwei Personen (zuhause) zeigte sich rasch: Für längere Zeit wird es eng und ungemütlich. Wer realistisch zu zweit – plus Ausrüstung – Schutz sucht, sollte gleich zur 4-Personen-Version greifen. In der Praxis bleibt die 2er-Version vor allem für Soloeinsätze sinnvoll.

Ein weiteres Thema ist das Belüftungskonzept: Das fixe Luftloch ist zwar leicht und clever, aber meiner Meinung nach zu klein. Es fehlt eine Möglichkeit, die Luftzufuhr aktiv zu regulieren. Gerade im Notfall, wenn man erschöpft einschläft und das Loch versehentlich verdeckt wird, kann es im Shelter rasch kritisch werden. Hier hätte ich mir mehr Sicherheitsreserven gewünscht.

 

Und dennoch: Die Idee begeistert mich. Eine Pause mitten im Regen, während draußen der Wind pfeift, und man in weniger als einer Minute einen geschützten Raum hat – das hat schon etwas. Gerade für kurze Rastpausen, wenn man sonst irgendwo ungemütlich unterstehen würde, ist der Storm Shelter ideal.

 

Für mich steckt hier mehr Potenzial als nur eine Notunterkunft. Vango sollte das Konzept weiterdenken – und vor allem das Marketing verbessern. Die Herstellerfotos sind alles andere als selbsterklärend, fast abschreckend. Wer den Shelter nicht in Aktion sieht, kann sich seine Vorteile kaum vorstellen.

 

Trotz dieser Schwächen: Die Einsätze mit dem Storm Shelter UL 200 hatten etwas Witziges, fast Spielerisches – und sie haben mir gezeigt, dass ich ihn bei Touren mit stundenlangem Regen, Kälte oder Schneefall künftig öfter mitnehmen werde.

 

Fazit

Der Vango Storm Shelter UL 200 ist ein spannendes Stück Ausrüstung, das aus der Reihe fällt. Kein klassisches Zelt, kein klassischer Biwaksack – sondern ein minimalistischer Wetterschutz, der in Sekunden einsatzbereit ist. Die Idee funktioniert nicht nur für den Notfall. Für Pausen im Regen, als Windschutz oder Wärmeraum ist der Shelter genial und macht sofort klar, welchen Unterschied so ein kleiner Schutzraum ausmachen kann.

 

Natürlich gibt es auch Grenzen. Die Belüftung ist stark eingeschränkt, Kondenswasser sammelt sich schnell, und zu zweit wird es eng. Auch eine Fixierung der Luftöffnung würde helfen. Doch trotz dieser Schwächen bleibt die Grundidee bestechend: ultraleicht, auffällig und in Notsituationen vielleicht sogar lebensrettend.

 

Für mich ist der Storm Shelter UL 200 mehr als ein Notfallgadget. Er ist ein cleveres Tool, das ich künftig gezielt auf Touren mit Schlechtwetterpotenzial einpacken werde. Vango hat hier ein spezielles Produkt geschaffen, das man nicht jeden Tag braucht – aber wenn doch, wird man froh sein, es dabeizuhaben.

 

Vielen Dank an das Team von Outsidestories für die Zurverfügungstellung des Shelters.

 

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